Meinung

Corona-Aufarbeitung: Gesellschaftsspaltende Ethikerin wird Staatssekretärin beim Bund

Viele Bürger litten und leiden unter den Folgen einer rigiden Maßnahmenpolitik in der Zeit der "Corona-Krise". Führende Persönlichkeiten aus dem Wissenschaftsbereich Ethik fielen durch harte Wortwahl und Forderungen an kritische Menschen auf. Statt notwendiger neutraler Aufarbeitung erfolgt staatliche Belobigung.
Corona-Aufarbeitung: Gesellschaftsspaltende Ethikerin wird Staatssekretärin beim Bund© Screenshot: Website BMBF

Von Bernhard Loyen

Die ARD-Tagesschau meldete am 7. April dieses Jahres: "Die letzten Maßnahmen im Kampf gegen Corona laufen aus, für Gesundheitsminister Lauterbach ist die Pandemie beendet." Gut drei Jahre zuvor, am 18. März 2020, hatte die vormalige Kanzlerin Angela Merkel in einer Fernsehansprache an die Bürger im Land davon gesprochen, dass "unsere Vorstellung von Normalität, von öffentlichem Leben, von sozialem Miteinander" auf die Probe gestellt werde "wie nie zuvor". Niemand hatte auch nur im Ansatz erahnen können, was folgte – drei dunkle Jahre, die aufgrund rein politischer Vorgaben sehr viele Menschen verzweifeln ließ. Ich fand bereits im Jahr 2020 für mich den Begriff eines gesellschaftlich existierenden "Corona-Spaltpilz".

Die Gesellschaft wurde nach allen bekannten Mechanismen und "Ratgebern" themenbezogener Literatur auseinandergetrieben. Die Folgen waren und sind bekanntermaßen und dokumentiert desaströs für das Miteinander. Familien, Freundschaften, Kollegien, Nachbarn, überall wurden Skeptiker attackiert – und ließen sich attackieren. Es gab auch Menschen, die sich diesem immensen Druck nicht fügten, die standhaft blieben. Der Preis dafür war sehr oft sehr hoch, sehr schmerzhaft und verletzend.

Die Politik wurde beraten, ließ sich in den Jahren 2020–2022 von "Fachpersonal" begleiten. Es wurde in Ausschüssen beraten, der "Corona-Expertenrat der Bundesregierung" gegründet und ins Leben gerufen. Der Regierung zuarbeitende Medien ließen parallel manipulativ und selektiv ausgewählt Wissenschaft und Medizin erklären – im Fernsehen und im Radio, über Printmedien und prämierten Podcasts. Im Bereich Ethik ist der Name Alena Buyx weitgehend bekannt wie auch gefürchtet. Zu dieser "Corona-Spaltpilz"-Akteurin komme ich etwas später im Artikel.

Unbekannter ist eine Prof. Dr. Sabine Döring. Döring hat seit 2008 den Lehrstuhl für Philosophie mit dem Schwerpunkt Praktische Philosophie (Ethik) an der Eberhard Karls Universität Tübingen inne. Im Sommer 2022 forschte sie für ihr Buchprojekt: "Solidarisch handeln in Freiheit. Eine liberale Theorie des Gemeinwohls". Gemeinwohl klingt erst mal freundlich und ungefährlich, daher erhielt sie auch das "Opus magnum-Stipendium der VW-Stiftung". Nun hat Bettina Stark-Watzinger, die eher unbekannte Bundesministerin für Bildung und Forschung, die Ethikerin als neue Staatssekretärin im Bundesministerium hochgelobt. So weit, so normal. Wer innerhalb des Bundes hochgelobt wird, muss jedoch vorher Leistungen erbracht haben, die wohlwollend zur Kenntnis genommen wurden.

Im Corona-Archiv lagert ein Artikel aus dem Philosophie-Magazin (PhiloMag) aus dem August 2021. Der Titel lautet: "Sabine Döring: 'Moraltheoretisch spricht nichts gegen die Impfpflicht'". Die frischgekürte Staatssekretärin im Bildungsministerium wurde interviewt. Die Professorin für Philosophie legte dar, "warum Impfverweigerer sich nicht auf ihre Autonomie berufen können". Das ungeschriebene Gesetz: "Mein Körper, meine Entscheidung", dieser ehemals selbstverständliche Bestandteil des deutschen Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar" sollte über den Zeitraum der dunklen Jahre entsorgt werden. Döring erklärte, warum das so in Ordnung ist bzw. war. So stellte sie klar, als Ethikerin, nicht Medizinerin:

"Sich impfen zu lassen, sofern im individuellen Fall medizinisch nichts dagegenspricht, ist nicht nur Selbstschutz, sondern auch Fremdschutz. Wer sich impfen lässt, leistet seinen Beitrag zum Gemeinwohl."

Ein Jahr später erhielt sie für diese Wahrnehmung ihr VW-Stipendium. Sie behauptete weiter im Interview: "Die wissenschaftliche Evidenz spricht dafür, dass wir eine hohe Impfquote zum Kampf gegen das Virus erreichen müssen, um unser aller grundlegendes Interesse an körperlicher Unversehrtheit für möglichst viele Mitglieder der Solidargemeinschaft erfüllen zu können." Es wird noch besser, also schlimmer. Döring wörtlich:

"NoCOVID ist ja offensichtlich nicht durchsetzbar. Aber die negativen externen Effekte meiner Impfverweigerung gehen weit über die gesundheitlichen Folgen für die, die ich infiziere, hinaus."

In einer "Waagschale der Güterabwägung" lägen unter anderem "vermeidbare Corona-Tote und Long-COVID-Patienten, Insolvenzen oder lebenslange Bildungsnachteile einer ganzen Generation von Schülern". In der Schale bockiger Mitmenschen demgegenüber:

"Im Vergleich dazu ist der körperliche Schaden der Impfgegner aus der solidarischen Handlung wider Willen, also die Nebenwirkungen der Impfung, statistisch gesehen verschwindend gering."

Die erste Frage des PhiloMag-Interviewers hätte lauten müssen, welche Größenordnung die Statistik "verschwindend geringer Nebenwirkungen" für die Ethik-Professorin akzeptabel war und ist. Hundert, Tausend, Zehntausend? Sie wurde das ebenso wenig gefragt wie Karl Lauterbach, Christian Drosten, Melanie Brinkmann, Angela Merkel, Markus Söder, sechs frisch prämierte Ministerpräsidenten, die annähernd geschlossene Einheitsfront der Medien- und Musikprominenz des Landes, Sportprominenz – speziell Paul Breitner – und natürlich Alena Buyx, die (natürlich) prämierte Vorsitzende des Deutschen Ethikrats. Das ist die Dame, die im September 2021 empfohlen hatte, die Menschen über "einen kleinen Anreiz, einen Donut oder Gutschein" zur Applikation eines neuartigen mRNA-Wirkstoffs zu bewegen.

Bei der neuen Staatssekretärin hatte das im August 2021 so geklungen:

"Die Unwissenden müssen wir informieren, die Gedankenlosen und Trägen mit symbolischen positiven Anreizen und, wenn das nicht reicht, mit einem Stups ('Nudge') in die richtige Spur bringen. Aber die dann noch verbliebenen Bockigen, Leugner und Egoisten sollten wir durch strafbewehrte gesetzliche Pflichten und Ausschluss aus bestimmten materiellen, kulturellen oder institutionellen Bereichen der Teilhabe dazu bewegen, ihre moralische Pflicht zu tun." 

"Nudge" oder auch "Nudging" ist die manipulative Strategie zur Verhaltensänderung von Menschen. Ethisch ist das für die Ethik-Spitzenliga des Landes, in Zeiten restriktiver Gesellschaftsgängelung, anscheinend vollkommen legitim und okay. Döring wurde hochgelobt, hat demnach vermeintlich alles richtig gemacht. Sie fristet ein gut dotiertes Dasein nach der Corona-Krise. Buyx hingegen leidet aktuell. Für die sensible Ethikerin geht "die Aufarbeitung der COVID-19-Pandemie derzeit in die falsche Richtung". Ihrer Wahrnehmung nach wortwörtlich:

"Ich sehe im Moment, die einzige öffentlich laute Debatte, die über die Pandemie läuft, ist eine Umdeutung, in der sehr viel Quatsch erzählt wird. Zu viel Quatsch."

Von den Kritikern und Opfern auch der Vorschläge und Forderungen einer Alena Buyx? Buyx verortet in Teilen der Gesellschaft "ein tiefes Bedürfnis danach, Schuldige zu suchen" und "natürlich auch zu sagen: Ihr Politiker!"

Ich möchte gerne ergänzen: und Medienschaffende, Wissenschaftler, Gesellschaftsspalter, Verleumder, Anschwärzer und alle diejenigen, die in den drei dunklen Jahren vor allem Kindern und Jugendlichen, wie auch den Ältesten im Land eine künstliche und unerbittliche Tortur des individuellen Leids aufgenötigt haben. Buyx beklagt nun weinerlich, dass eine "Form von Narrativen" derzeit "ein durchaus erstaunliches Übergewicht in der öffentlichen Wahrnehmung und Debatte" habe. Sie meint das so, wie sie es sagt, das ist der erschreckende Punkt einer vermeintlichen Spitzenkraft der Wissenschaft. Ob sie sich dringend benötigten Symposien der Corona-Aufarbeitung als Geladene stellen würde, dabei außerhalb ihrer bekannten Wohlfühlzone, ist daher mehr als zu bezweifeln.

Zur erneuten regelmäßigen Erinnerung und Mahnung: Dass der unantastbare Lauterbach weiterhin vollkommen unbekümmert seinem ungestörten Tagwerk nachgehen kann und darf, bleibt der medial-politische Skandal des Jahres 2023.

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